Ja, warum eigentlich, denn von Zuhause aus war ich absolut nicht vorbelastet.
Meine Eltern, die konnten zwar schwimmen, aber das war auch schon alles. Mit Wassersport absolut nichts am Hut.
Zum Wasser hatte es mich als Junge schon immer hingezogen, zumal wir am Rhein wohnten. Das schlimmste was mir als 10 jähriger passieren konnte,war - ich bekam Anfang des Sommers Lungenentzündung und somit war alles in Punkto Schwimmen für dieses Jahr gelaufen. Dann kam der Krieg, da waren sowieso alle Spatzen gefangen, denn im Rhein schwimmen oder aber sich mit dem Boot auf dem Wasser zu bewegen war viel zu gefährlich, wegen der Jagdbomber.
Und unmittelbar nach dem Krieg hatte man alle Hände voll zu tun um etwas zum Essen herbeizuschaffen. Und trotzdem, die Sehnsucht aufs Wasser zu gehen blieb.
Woher konnte man nur ein Paddelboot kriegen? Denn kaufen konnte man ja keins.
Mein Vetter der hatte ja eins, ein Klepper „Sonnenland", mit aufgerissenem Oberdeck. So eine richtige Badewanne mit Lüftung. Aber mein Vetter war noch in russischer Gefangenschaft. Es bedurfte großer Überredungskunst das meine Tante mir das Boot überließ, natürlich mit dem Versprechen es zu reparieren und das mein Vetter das Paddelboot sofort wieder zurück erhält sobald er aus Russland wieder heimkehrt.
Selbstverständlich großes Ehrenwort und ich konnte die ersten Paddelversuche auf dem Rhein wagen. Ich werde nie den Augenblick vergessen als zum erstenmal in diesem geliehenen Boot saß und ich mich frei und ohne jede fremde Hilfe auf dem Rhein bewegen konnte.
Und da war ja noch die Mariannen Aue, ein herrliches Revier mit seinem Stillwasser das förmlich einlud seine karge Freizeit ( damals wurde noch Samstags gearbeitet ) in Gottes freier Natur zu verbringen. Aber woher ein Zelt nehmen und nicht stehlen. Also organisieren. Ich beschaffte mir drei Dreiecksplane, so wie sie die Soldaten im Krieg hatten, eine alte Bettschonerdecke als Luftmatratze, (die es damals sowieso noch nicht gab) eine Zudecke, zwei alte Kochpötte, Messer, Gabel und Löffel und ab ging es auf die Mariannen Aue zum Zelten. Und dann auch noch mitten im Pfefferminz aufgebaut.
Aber das Gefühl unter freiem Himmel übernachtet zu haben war unbeschreiblich, und ich hätte an diesem Tag mit niemandem tauschen mögen.
So hat sich langsam das Verhältnis Wasser, Sport, in Verbindung mit der Natur immer weiter entwickelt.
In der Nachbarstadt wurde dann ein Kanu- Verein gegründet und es war natürlich Ehrensache dieser Vereinsgemeinschaft beizutreten. Das hatte zur Folge das jetzt Wanderfahrten vor allen Dingen auf Rhein, Lahn und der damals noch unverbauten Mosel unternommen wurden.
Langsam suchte man sich dann doch einen Lebenspartner. Der sollte natürlich auch die Liebe zum Wassersport und zur Paddelei mitbringen. Auf einer mehrtägigen Langstreckenfahrt auf dem Rhein von Erbach nach Bonn wurde diese Liebe ausgiebig getestet.
Einstimmiges Urteil, auch der anderen Sportkameraden. „Test glänzend bestanden".
Unsere Hochzeitsreise machten wir, wie konnte es anders sein mit dem Faltboot, auf der wunderschönen blauen Donau von Passau bis nach Wien. Die Donau damals noch ohne Staustufen.
Und wie das so in einer Ehe ist, irgendwann stellt sich der Nachwuchs ein und da waren große Wanderfahrten zunächst nicht mehr drin. Dafür begann für uns und unsere Kinder die große Zeit auf dem Zeltplatz 515.
Dort konnten sich unsere Ableger austoben bis zum Gehtnichtmehr. Hier wurden unsere Kinder auch „trocken" gelegt. Und zwar ganz einfach. Die brummten den ganzen Tag nackt durch das Gelände und dann mach mal in die Hose wenn du keine an hast. Damit war das Thema „ in die Hose machen " ein für allemal erledigt. Urlaub oder Ferien auf der Mariannen- Aue war für unsere Kinder immer das aller Größte. Schade eigentlich das unser schöner Zeltplatz auf 515 heute so gut wie gar nicht mehr genutzt wird.
Mit dem größer werden unseres Nachwuchses begann dann die Zeit in der wir mit Zelt und Wohnwagen durch Deutschland und halb Europa zogen. Immer mit dem Ziel, neue Flüsse und Bäche zu befahren. Dabei lernte man auch naturgemäß Land , Leute und vor allen Dingen die Schönheiten unseres Heimatlandes kennen.
Heute, in etwas gesetzterem Alter, zufrieden zurückblickend, möchte ich sagen, die Zeit die ich mit meiner Familie zusammen mit unseren Sportkameradinnen und Sportkameraden am und auf dem Wasser verbracht habe war und ist auch heute noch schön.
„Siehste, und deshalb bin ich eigentlich Paddler geworden." Gelle.